Eine Frage der Menschenwürde
Stellungnahme im Nachgang der Online-Konferenz des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland am 4./5. Februar 2021.
Dieser Text wurde verfasst und unterzeichnet von Personen, die Teil der synodalen Vollversammlung und/oder eines der Synodalforen sind.
In den Diskussionen auf dem Synodalen Weg – in den zurückliegenden Versammlungen, in den Foren und zuletzt auf der Online-Konferenz – gab es wiederholt Äußerungen vereinzelter Mitglieder der Synodalversammlung, die die Würde von Menschen oder die ganzer Menschengruppen angegriffen haben. Dies kann und darf nicht unwidersprochen bleiben.
Wir setzen uns für eine offene und konstruktive Debattenkultur auf dem Synodalen Weg ein. Nur wenn wir auf gemeinsamer Grundlage diskutieren und auch streiten, kann dieser Weg erfolgreich sein. Unser christliches Menschenbild gründet auf der Überzeugung, dass jeder Mensch von Gott gewollt, mit all seinen Facetten angenommen und mit einer bedingungslosen Würde beschenkt ist. Immer wenn diese Würde, die auch im Grundgesetz garantiert und in den Menschenrechten verankert ist, angegriffen wird, ist die Grenze des Sagbaren überschritten.
Dabei machen wir Differenzen aus zwischen dem Würdebegriff unserer christlichen Glaubensüberzeugung und der römisch-katholischen Lehrmeinung, wie sie vor allem im Kirchenrecht vertreten wird. Im Unterschied zu unserem Würdeverständnis ist die lehramtliche Vorstellung unserer Wahrnehmung nach noch immer geprägt von Ungleichheit und einer Absage an die Autonomie des Menschen. Dies ist die Grundlage für die Diskriminierung unter anderem von Frauen, Inter- und Trans*personen, gleichgeschlechtlich Liebenden und allen anderen queeren Identitäten. So wird ein Machtsystem gestützt, dessen negative Konsequenzen zum Beispiel in der MHG-Studie dargelegt wurden.
Für uns ist katholischer Glaube, wie wir ihn leben, untrennbar mit dem von den Menschenrechten begründeten Konzept von Menschenwürde verbunden. Wir sehen, dass diese Einstellung schon lange Eingang in den theologischen Diskurs und in die kirchliche Praxis gefunden hat, so etwa in den Jugendverbänden.
Wir fordern für ein weiteres konstruktives und wertschätzendes Miteinander auf dem Synodalen Weg, dass sich alle Beteiligten der Achtung der Menschenrechte und darin inbegriffen der Würde aller Menschen einschließlich ihrer Geschlechtsidentität und ihrer sexuellen Orientierung verpflichtet wissen. Verstöße gegen diesen Grundsatz dürfen nicht toleriert werden.
Als Privatpersonen unterschreiben in alphabetischer Reihenfolge: Konstantin Bischoff Michaela Brönner Lukas Färber Joachim Frank Katharina Geskes Melanie Giering Esther Göbel Simon Hacker OP Jan Hilkenbach Gregor Maria Hoff Hendrik Johannemann Mara Klein Franziska Kleiner Julia Knop Viola Kohlberger Martina Kreidler-Kos Michaela Labudda Brigitte Lehmann Claudia Lücking Gudrun Lux Johanna Müller Regina Nagel Katharina Norpoth Claudia Nothelle Lukas Nusser Daniela Ordowski Werner Otto Sandra Perino Andrea Qualbrink Janosch Roggel + Ludger Schepers Vera Scheuermeyer Maria Stadler MC Irme Stetter-Karp Svenja Stumpf Marcus Schuck Susanne Schuhmacher-Godemann Finja Miriam Weber
Personen, die Teil der Synodalversammlung oder eines der Synodalforen sind und unsere Stellungnahme namentlich unterstützen möchten, können eine Nachricht an jungsynodal@gmail.com senden.
Die Stellungnahme wurde verfasst von: Lukas Färber, Mara Klein, Viola Kohlberger, Sandra Perino, Janosch Roggel und Vera Scheuermeyer