Mediennutzung + digitale Abhängigkeit

Wir alle nutzen täglich Medien. Und das Smartphone ist wohl unser am meisten genutzes Gerät.

Gerade das Smartphone und viele Funktionen darin un din den Sozialen Medien sind von den Tech-Companys so entwickelt worden, dass wir mehr Zeit darauf verbringen.

Viele Funktionen sind so entwickelt worden, dass sie auf unser Stammhirn Einfluss nehmen!

Das beruhigende daran ist:

Du kannst mit deinem Verstand (Frontal Cortex) relativ wenig gegen diese Manipulation machen.

Gerade immer mehr Kinder und Jugendliche sind immer mehr durch Mediensucht betroffen.

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/soziale-medien-jugendliche-sucht-100.html

Immer mehr Kinder und Jugendliche haben Depressionen aufgrund von Sozialen Medien.

https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/depression-durch-soziale-medien

Unsere Bildschirmzeiten steigen seit Jahren an. Aber auch bei den Kindern und Jugendlichen wird die Zeit am Bildschirm immer mehr. Dies wird aus der JIM-Studie von 2023 (S. 66) sichtbar.

Auch aus der Studie der DAK und dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes und Jugendalters (DZSKJ) (S. 62ff.) geht ebenfalls hervor, dass die Anzahl der pathologisch süchtigen Kinder und Jugendlichen über die Pandemiezeit angestiegen ist.

Quelle: https://caas.content.dak.de/caas/v1/media/33244/data/b96c8766aaedf196799663923a4f2d5c/dak-studie-mediensucht-2022-booklet.pdf (S. 62ff.)

Wie man in den Grafiken erkennen kann, ist seit der Pandemie das pathologische Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen angestiegen.

Die Mediensucht ist aber oft auch auf die Architektur der Geräte und Software zurückzuführen. Denn das Ziel der Plattformen ist es uns so lange wie möglich auf ihnen zu halten. Denn so können sie am meisten Daten sammeln um uns passendere Werbung zu schalten.

Verführende Technologie

Dies könnt ihr in diesem Video über überzeugende Technologie erfahren.

Das Humane Technology Institut hat sich zur Aufgaben gemacht, über die Gefahren von Sozialen Medien und manipulierenden Technologien aufzuklären.

Hier sind sechs Techniken aufgelistet, die problematisch sind.

1. Das Banale wichtig erscheinen lassen

Durch ständige Benachrichtigungen wurden wir darauf trainiert, ständig angetriggert zu werden. Dabei gibt es natürlich wirklich wichtige Benachrichtigungen, wie z.B. ein Unwetter oder Überschwemmungswarnungen. Jedoch sind die meisten Benachrichtigungen eher nicht so wichtig oder dringlich, wie sie vorgeben zu sein.

2. Förderung von Suchen ohne Erfüllung

Hier kann man den Mechanismus des unendlichen Scrollens aufführen. Dieser führt z.B. auch zu Doom-Scrooling.

Dadurch, dass man in der Timeline nie zum „Ende“ kommt, bleibt man länger am Gerät.

3. Der Zwang zum Multitasking

Wir haben jedne Tag verschiedene Aufgaben für usner tägliches Leben zu bewältigen. Unser Hirn versucht diese nacheinander zu bearbeiten. Allerdings sind wir leicht abzulenken und können durch unser Handy schnell abgelenkt werden und erfahren so Aufmerksamkeitsrückstände. Das heißt wir denken an vergangene Tätigkeiten, während wir eigentlich schon etwas anderes machen.

Verführende Technologien bringen uns immer wieder dazu mehrere Tätigkeiten gleichzeitig zu machen. Dies schwächt unseren Verstand und unseren Kontrollbereich im Gehirn.

Aus einer Studie des National Academie of Science working Group wurde herausgefunden, dass Multitasking unter Jugendlichen mit Gedächtnisverschlechterung und Impulsivem Verhalten sowie Veränderung in der Gehirnfunktion einher gehen.

4. Angst und Furcht als Waffe zu verwenden

Vor einigern Jahrezehnten haben Wissenschaftler herausgefunden, dass schlechte Informationen mehr Aufmerksamkeit bekamen, als gute Nachrichten. Dies hat sich vor allem durch die Emotionalen Reaktionen auf diese Nachrichten gestärkt.

Das liegt daran, dass unser Gehirn vor allem Angst-machende Impulse schneller und gründlicher verarbeitet werden, als positive Informationen. Das liegt daran, dass Menschen mehr auf Verluste, als auf Gewinn reagieren. Was aus evolutionärer Sicht natürlich viel mehr Sinn ergibt. Denn das Erlebnis einer einzelnen Bedrohung wiegt wichtiger als das eines positiven Erlebnisses.

Daraus wird klar, dass ein Social-Media-Post, der negative Emotionen, wie Angst, Wut und Ekel sich weiter und schneller verbreitet, als ein positiver Post.

In der Gesamtheit wird dann Angst und Wut die Norm, nicht nur in unserem Leben, sonder auch in der Gesellschaft.

Dies kann unseren Sinn für Güte und Menschlichkeit verrohen.

5. Förderung von ständigem sozialer Vergleich

Wir sind soziale Wesen, wir evaluieren unseren Wert durch den Vergleich mit anderen. Der mediale präfrontaler Kortex in unserem Gehirn priorisiert Informationen über uns. Selbstbewusstsein ist ein ständiger be-jahungs Prozess und dem Kampf gegen Angriffe. Manchmal inspiriert uns dieser Vergleichprozess mit anderen andere und höhere Ziele zu erreichen.

Vergleich mit anderen führt aber auch immer wieder zu negativen Emotionen, wie Eifersucht, Scham und Furcht.

Die sozialen Medien fluten uns mit hoch kuratierten (ausgewählten) Bildern und Videos von Menschen und Ausschnitten von Momenten, die sie uns sehen lassen wollen.

Influencer*innen haben unerreichbare Standarts gesetzt, zu denen wir uns sogar unbewust vergleichen.

Unsere Likes aktivieren kräftige Belohnungskreisläufe im Gehirn und können zu einem Maßstab für unseren Selbstwert werden und die tiefsten Teile von uns in Frage stellen.

Das und das ermutigen zu ständigem sozialem Vergleich kann desaströs sein und zu einer Vielzahl von Verletzungen führen, wie Selbstzweifel, Selbstminderung und Besessenheit mit dem eigenen Selbstbild.

6. Erzählen, was auch immer wir glauben wollen

Usnere Gehirne sind hochsensibel zu sozialem Ausschluss. Soziale Ablehnung kann ähnlich scherzhaft sein, wie physischer Schmerz. folglich eleben wir starken Druck sich der Masse anzupassen um sozialen Ausschluss zu vermeiden.

Kombiniere das mit Software-Algorithemen die unsere Vorlieben kennen lernen und die nun die Informationen kuratieren, die uns gezeigt werden. Social-Media-Platformen zeigen uns spezielle Feeds, die sich um unsere Vorlieben drehen. Dies erzeugt Informations-Bubbles in denen wir nicht mehr die gleichen Informationen bekommen, wie andere Menschen. Wir formen dadurch jedoch immer engere und engere Bubbles ohne andere.

Und diese Bubbles, die immer weiter von einer Norm wegdriften, können zu einem einseitigem Blick auf ein Thema führen. Dies wird durch den Bestätigungsfehler (confirmation bias) verstärkt werden. Dieser ist eine Tendenz unsere Sicht zu bestätigen und Gegenansichten zu ignorieren.

Kritischerweise kann dies zu einer unbewussten Voreingenommenheit führen. Das bedeutet, dass wir uns nicht bewusst sind, dass wir Informationen filtern.

Online Bubbles, Bestätigungsfehler und unsere Sehnsucht sozialen Ausschluss zu vermeiden ist eine problematische Kombination. Das ist der Grund warum unsere Gesellschaft sich zu verschiedenen Versionen der Realität abboniert.

Wenn Algorithmen uns sagen, was wir glauben wollen, dann werden wir immer polarisierter und verlieren einen Sinn für uns selbst als eine zusammenhängende soziale Gruppe mit einem geteiltem Verständnis von Realität.

Was kann man jetzt tun?

Es wird eutlich, dass man gegen einen Supercomputer mit unserem, seit der Steinzeit nicht groß verändertem Gehirn, wenig auszusetzen haben. Gerade, weil diese Software genau dafür programmiert wurde Einfluss auf unser Gehirn zu nehmen.

Was also tun?

Wir können unseren Verstand einsetzen und andere Programme verwenden um hier mehr Bewusstheit zu diesem Umstand bringen.

Der erste Schritt ist jedoch wie bei jeder Sucht, oder jedem suchtähnlichen Zustand sich einzugestehen, dass man ein Problem hat.

Im folgenden werden einige APPs und Programme vorgestellt, die dir helfen können weniger Zeit am Bildschirm zu verbringen.

Smartphone-App: Bildschirmzeit

In fast jedem Smartphone gibt es inzwischen die Möglichkeit die Bildschirmzeit einzusehen. Und auch Apps nach einer gewissen Zeit zu sperren.

Dies ist ein einfaches Mittel um zu sehen, wie hoch deine Bildschirmzeit ist. Und auch die Nutzungsdauer von Apps oder Websiten zu regulieren.

Sperrung ab einer gewissen Uhrzeit

Nutzt die Funktion ab einer Gewissen Uhrzeit Apps zu sperren. So kann euer Handy euch daran erinnern, dass ihr z.B. nach 22 Uhr nicht mehr so einfach auf Sozialen Medien unterwegs seid und so 1-2 Stunden bevor ihr normalerweise ins Bett geht, nicht mehr so viel vor dem Bildschirm herum zu hängen.

Smartphone-App: ONE-SEC

Mit der App „ONE SEC“ könnt ihr ebenfalls Apps und Websiten definieren, die ihr sperren wollt.

Das spannende an dieser App ist, dass sie Apps sowohl in einem definiertem Zeitfenster (22 – 7 Uhr) als auch solltet ihr die App in dieser Zeit benötigen, nach einer gewissen Zeit wieder sperrt. So gibt ONE-SEC die App z.B. 5, 10, 15 Minuten für die App-Nutzung frei, danach wird die App wieder gesperrt und muss wieder entsperrt werden.

Solltest du im Sperrmodus die App z.B. aus Gewohnheit verwenden wollen, öffnet sich ein Sperrfenster, dass dir erstmal sagt „Atme 5 Sekunden durch – willst du wirklich in diese App?“.

Diese 5 Sekunden helfen nochmals darüber nachzudenken, ob man wirklich in die App möchte.

Weitere Programme

Gegen die eingebauten Programmierungen helfen andere Programme. Schaut einfach mal was ihr so finden könnt, das euch immer wieder aus dem Scrollflow herausreißen kann und euch sanft wachrüttelt, ob ihr nicht wirklich genug Internet für den Tag hattet. 😉


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